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Ernährung schon für die Jüngsten erlebbar machen

Krippenkinder auf den Spuren der Lebensmittel

Schon Unter-3-Jährige nehmen die Welt mit allen Sinnen wahr – sie sind herausragend neugierig, offen und kreativ. Ihre Umwelt, die Zusammenhänge und Strukturen begreifen sie nicht nur taktil, sondern auch im sozialen Miteinander, in Kontakt mit Tieren und Lebensmitteln, über Geschmack und Geruch. Deshalb ist die Agenda Bildung für eine nachhaltige Entwicklung auch in der Krippe in vielen Facetten umsetzbar – das Thema Ernährung eignet sich hierfür besonders, da ein sehr offensichtlicher Alltagsbezug besteht und ganz unterschiedliche Zugänge gewählt werden können. Hierbei ist vor allem die Rolle und Haltung der Erzieher*innen relevant,

denn vieles, was die Jüngsten in der Kita vielleicht kognitiv noch nicht fassen können, wird ihnen doch im Alltag vorgelebt und dadurch ganz unbewusst verinnerlicht.

 

Das Klima-Kita-Netzwerk richtet vom 14. bis 18. Mai eine bundesweite Aktionswoche zu dem Thema „Was kommt auf meinen Teller?“ aus: Kitas sind aufgerufen, Aktionen in dieser Woche umzusetzen und anzumelden. Es locken Überraschungspakete für die originellsten Ideen.

 

Wir haben hier einige Impulse für drei Themenfelder vorbereitet:

Aktion 1: Ein Lebensmittel unter die Lupe nehmen

Äpfel wachsen in jeder Region Deutschlands auf freien Streuobstwiesen oder auf dem Gebiet von Bauernhöfen. Im Herbst gibt es ganz frische Äpfel auf dem Wochenmarkt.

 

Gemeinsam mit allen Kindern könnt ihr jetzt im Frühjahr eine Apfelwiese besuchen und die Apfelblüte bestaunen. Auf manchen Streuobstwiesen sind auch Naturschützer*innen oder Imker*innen anwesend und berichten über die Bedeutung von Bienen für die

Bestäubung der Bäume. Dieser positive Umgang mit den Insekten kann schon bei den Jüngsten für gesunde und angstfreie Reaktionen sorgen.

 

Beim Gang zum lokalen Bauernhof oder zu einem Wochenmarkt können die Kinder erleben, wie vielseitig das Angebot an Äpfeln ist. Sucht gemeinsam unterschiedliche Apfelsorten aus und erlebt so die Vielfalt regionaler Ware. Anhand einer Landkarte könnt ihr zeigen, dass die Äpfel ganz in der Nähe angebaut wurden. Thematisiert dabei – am besten mithilfe einer Weltkarte oder eines Globus - aber auch, dass Äpfel auf der ganzen Welt wachsen und manche mit dem LKW, andere sehr weite Wege mit dem Schiff zu uns kommen. Ohne dass die Kinder konkrete Vorstellungen von den Entfernungen oder Anbaugebieten haben müssen, verinnerlichen sie doch, dass es unterschiedliche Herkunftsarten und Transportmöglichkeiten gibt. Dies ist ein Grundstein dafür, Kinder im Laufe der Zeit für das Thema regionale und saisonale Ernährung zu sensibilisieren.

 

Ihr könnt nun gemeinsam die Beschaffenheit und Struktur der Äpfel erforschen und mit allen Sinnen wahrnehmen, den Apfel auseinandernehmen, schmecken, riechen, tasten, und gemeinsam Fragen beantworten wie: Ist der Apfel kalt oder warm? Ist er hart

oder weich, glatt oder rau? Sehen alle Äpfel gleich aus? Riechen und schmecken alle gleich? Die Äpfel können nach Größe oder Farbe sortiert und dann wieder bunt gemischt werden. Die Kinder erleben hautnah die Vielfalt der heimischen Produkte und dass alle Äpfel gleich gut sind, egal wie sie aussehen und wo sie herkommen. Ein Grundgedanke, der ganz nebenbei auch für das menschliche

Miteinander entscheidend ist.

 

Äpfel lassen sich zudem auch sehr vielseitig verwenden: Ob zur Herstellung von Apfelsaft (mit einer Saftpresse) oder zur Weiterverarbeitung, zum Beispiel in Apfel-Karotten-Aufstrich mit Frischkäse oder in Apfelwaffeln. Ähnliche Aktionen könnt ihr je nach Saison auch mit Birnen, Erdbeeren, Johannisbeeren oder Radieschen umsetzen.

Aktion 2: Abfall trennen und Abfall in der Natur erleben

Schon die Jüngsten krabbeln und laufen mit offenen Augen und Ohren durch die Welt. Abfall ist dabei vor allem in der Großstadt ein allgegenwärtiges, weil stets sichtbares Thema. Was liegt also näher, als die Kita und die nähere Umgebung zu erforschen und herauszufinden, wo überall Abfall vorkommt, warum das so ist und was damit passiert.

 

Die Kinder können hier im ersten Schritt das Abfalltrennsystem der Kita erkunden und die Tonnen in ihren Gruppenräumen mit gemeinsam erstellten Bildern bekleben. So sehen alle auf einen Blick, welcher Abfall in welche Tonne gehört. Sie können auch für einige Zeit gemeinsam mit den Gruppen anfallende Abfälle sortieren und entsorgen.

 

Im nächsten Schritt sollten Sie zwei Aspekte thematisieren: Wie lässt sich die Abfallmenge verkleinern? Kinder können hier kreativ werden. Eine Idee zur Vermeidung von Lebensmittelresten wäre z.B. weniger auf die Teller zu schöpfen, Probierhappen einzuführen oder gar die Tellergröße zu überdenken. Was passiert mit dem Abfall, wenn er die Kita verlässt? Legen Sie sich auf die Lauer und sprechen Sie mit den Mitarbeitenden der Müllabfuhr. Diese nehmen sich sicher gern ein paar Minuten Zeit für fleißige kleine Forscher. Auch große Papier- oder Altglascontainer oder ein Komposthaufen in der Nachbarschaft können ein Ziel für einen Spaziergang darstellen.

 

Wichtig ist, dass die Kinder verstehen, dass der Abfall nicht verschwindet, wenn er die Kita verlässt, sondern dass es viele Menschen und Maschinen bedarf, um den Abfall weiter zu verarbeiten und im besten Falle wiederzuverwenden. Die Kinder werden mit der Zeit begreifen, dass dafür eine möglichst genaue Abfalltrennung benötigt wird bzw. es sogar noch besser ist, wenn gar nicht erst so viel Abfall anfällt.

 

An vielen Stellen draußen werden Sie auch auf Abfälle in der Natur stoßen. Daraus kann sich die Frage ergeben, was mit Abfällen passiert, die nicht in der Tonne landen. Hier können natürlich Aufräumaktionen eine Maßnahme sein. Wichtig ist aber auch, Kindern zu zeigen, wie die Natur mit Abfällen umgeht. Dazu können sie ganz leicht ein Verrottungsexperiment starten: Nehmen Sie einige Obstschalen, einige Stücke Papier und eine dünne Plastiktüte oder einen Strohhalm und vergraben Sie die Dinge im Garten oder in einem großen Gefäß mit Gartenerde (keine Blumenerde aus dem Baumarkt, darin wurden die Mikroorganismen abgetötet). Beschriften Sie das „Beet“ und lassen Sie vier Wochen verstreichen. Was stellen Sie beim Ausgraben fest? Können Sie die Obstschalen noch finden? Wie sieht die Tüte aus? Dieses anschauliche Experiment zeigt Kindern jeden Alters, dass manche Abfälle nicht von der Natur beseitigt werden können und deswegen gar nicht erst in der Natur landen sollten!

Aktion 3: Ein Beet anlegen und Erdbeeren pflanzen

Für ein Erdbeerbeet braucht es nicht viel Ausgangsmaterial. Entweder befüllt ihr im Kita-Garten eine kleine Holzkiste mit Erde oder ihr stellt einen Blumenkasten auf die Fensterbank der Kita. Alle Kinder graben kleine Löcher, setzen die Pflanzen hinein und drücken die Erde fest, um sie zum Schluss anzugießen.

 

Dann folgt der schwierige Teil: Kinder müssen verstehen, dass sie im nur dann leckere Erdbeeren ernten können, wenn sie aktiv dafür sorgen und sich um ihre Pflanzen kümmern. Allzu schnell wird das Gießen vergessen und die Pflanzen gedeihen nicht. Zudem bestehen auch „natürliche“ Risiken: Die Erdbeeren können Insekten, Schnecken oder Vögeln zum Opfer fallen. Kinder erleben diese sensiblen Vorgänge der Natur hautnah und nehmen sie ernst. Gelingt das Gärtnern nicht, dann lernen alle etwas davon und versuchen es mit mehr Wissen noch einmal. Wenn die Erdbeeren sprießen, ist die Freude dafür doppelt so groß – die Erdbeeren können

zusammen gegessen und verarbeitet werden, zum Beispiel zu Marmelade.

 

Gemeinsames Einpflanzen, Beobachten und Heranziehen der Pflanzen fördert viele Kompetenzen: Es eröffnet Raum für Begegnung und Kontakte mit anderen Kindern, aber auch Rückzugsmöglichkeiten und Phasen des Alleinseins. Deshalb stärkt es nicht nur

das Gruppengefühl, sondern genauso die positive Identifikation mit dem eigenen Ich. Die einfachen Handgriffe schulen die Feinmotorik und schaffen in sinnliches Naturerlebnis. Die Älteren stärken zudem ihr Verantwortungsbewusstsein, gerade weil sie durch die stete Verfügbarkeit der Beete immer wieder an ihre Aufgabe erinnert werden. Zudem schulen die Kinder sich in einer in der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung sehr wichtigen Gestaltungskompetenz: dem vorausschauenden Denken und Handeln. Denn nur wenn wir die langfristigen Auswirkungen unseres Handelns zu überblicken lernen, können wir damit beginnen, sorgsam und schonend mit Ressourcen umzugehen.

 

Wir wünschen viel Spaß!

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