· 

Vogelzug und Klimawandel

Alle Vögel sind schon da…

Zwischen März und Mai kehren Zugvögel aus ihren Winterquartieren im Süden zu uns zurück. Vögel aus dem hohen Norden - zum Beispiel aus Skandinavien -, die die kalten Monate in Deutschland verbracht haben, sind hingegen schon wieder abgereist, so beispielsweise Meeresenten und Seetaucher. Auf ihren langen Reisen erbringen die Vögel erstaunliche Höchstleistungen - einige davon finden sich in unserem kleinen Zugvögel-Quiz wieder:


Welchen Zugvogel-Rekord hält die Pfuhlschnepfe?

Wie viele Zugvögel ziehen jedes Jahr von und nach Deutschland?

Welchen Zugvogel-Rekord hält die Streifengans?



Vogelzug – wieso, weshalb, warum

Welche Gründe haben Vögel eigentlich für ihren Wechsel des Lebensraums? Die Hauptursache ist das Nahrungsangebot: gibt es beispielsweise im Sommer ein reichhaltiges Vorkommen an Insekten in Deutschland, sterben diese mit zunehmender Kälte ab oder verstecken sich an für Vögel unerreichbaren Orten. Anstatt sich nun das knapper werdende Nahrungsangebot mit anderen zu teilen, ziehen einige Arten nach Südeuropa oder Afrika, um alternative Nahrungsquellen zu erschließen. Auch Hormone und Gene signalisieren den Vögeln, dass es Zeit ist, ihre Brutgebiete zu verlassen. Geleitet werden die Vögel auf ihren langen Wanderungen durch einen zusätzlichen Sinn: den Magnetsinn. Doch auch Landschaftsmarken und Sterne dienen der Orientierung. Viele Vögel, wie beispielsweise der Weißstorch, haben auf ihren wiederkehrenden Reisen feste Routen und kehren an die ihnen bekannten Rast- und Brutstätten zurück. Doch egal welche Route, solch lange Reisen sind nicht ungefährlich. (mehr dazu lest ihr hier...)

Reise mit Risiko

Eine Wegstrecke von teils vielen tausend Kilometern ist anstrengend. Gerade, wenn man - wie zum Beispiel die Pfuhlschnepfe - ohne Pause durchfliegt. Zugvögel bereiten sich entsprechend vor, in dem sie zum Beispiel vor dem Abflug deutlich an Gewicht zulegen. Kranke und schwache Tiere sind den Strapazen teils nicht gewachsen und erreichen ihr Ziel nicht. Doch auch die kräftigsten und gesündesten Tiere sind Gefahren ausgesetzt, die lebensbedrohlich sein können – und die entstehend vor allem dort, wo der Mensch in die Umwelt eingreift: zum Beispiel durch Vogelfang mit großen Netzen, intensive konventionelle Landwirtschaft und die Neubesiedelung von Naturflächen. Zudem sind Zugvögel von den Folgen des Klimawandels betroffen.

Merken Vögel den Klimawandel?

Der Klimawandel verändert Ökosysteme nachhaltig: Feuchtgebiete trocknen aus, Wüstengebiete gewinnen an Fläche und an anderen Orten gibt es vermehrt Überschwemmungen – dsa führt auch dazu, dass Zugvögeln wichtige Nahrungsgebiete, Rast- und Brutplätze verlorengehen und dadurch Bestände langfristig abnehmen.
Der Klimawandel bedingt zudem an vielen Orten, dass sich der Beginn der Jahreszeiten zeitlich nach vorne verschiebt und es in einigen Regionen im Winter gar nicht mehr so kalt ist wie zuvor. Manche Zugvogelarten richten sich nach den neuen Begebenheiten und ändern ihre Routen oder Zielorte, zum Beispiel Mönchsgrasmücken oder Weißstörche. Letztere überwintern zunehmend in Südeuropa statt Afrika. Dort sind die Vögel allerdings auch neuen Gefahren ausgesetzt, da sie auf den Müllkippen neben Fisch und Fleisch auch immer wieder ungenießbare Dinge verzehren oder sich lebensgefährlich verletzten. Andere Vögel stellen größere Wanderung sogar ganz ein und bleiben das ganze Jahr in Deutschland, so zum Beispiel einige Stare und Kiebitze.

Was wird schon getan? Was kann getan noch werden?

... seit 1979 ist die EU-weite Vogelschutzrichtlinie in Kraft. Damit feiert der grenzüberschreitende Schutz wildlebender Vögel in Europa dieses Jahr 40-jähriges Jubiläum! Der Bestand vieler Arten, die damals vom Aussterben bedroht waren (wie beispielsweise Störche), hat sich heute erholt. Leider gilt auch umgekehrt: Einige Arten, die früher keine Sorgenkinder waren, sind heute in ihrer Population teils stark zurückgegangen. Das betrifft vor allem Vögel, die in landwirtschaftlichen Gebieten zu Hause sind. Hier finden sie immer seltener Rückzugsmöglichkeiten und durch den Einsatz von Pestiziden weniger Nahrung. Deshalb gilt:

... der Kauf von Erzeugnissen aus biologischem Anbau unterstützt den Ausbau vogelfreundlicher Landwirtschaft.

... allgemeine Klimaschutz- und Umweltschutzmaßnahmen kommen auch Zugvögeln zugute. Wer sich zum Beispiel für den Erhalt von Biotopen und die Einrichtung von Schutzzonen einsetzt, leistet hier einen Beitrag.

... jeder und jede kann bei Aktionstagen mitmachen, an denen bundesweite oder internationale Vogelzählungen durchgeführt werden. Die Ergebnisse werden gesammelt und sind wichtig zur Auswertung und Neuaufstellung von Umweltschutzmaßnahmen. (Hinweise auf aktuelle Zählungen gibt es zum Beispiel hier...)



Last but not least: Bildung und Vogelschutz

Um Interesse für den Umwelt- und Naturschutz zu wecken, muss erst Bewusstsein geschaffen werden: Der Bau eines Nistkastens im (Kita-)Garten oder ein Ausflug zum Beobachten von Zugvögeln kann dabei Unterhaltung, Sinnesschulung und Lernanlass zugleich sein. Das Thema Vögel eignet sich außerdem hervorragend für eine vielseitige Bildungarbeit im Kita-Alltag. Wir haben euch deshalb Tipps und Tricks für einen Tag als Vogelforscher zusammengestellt.

© Titelbild: A. Schäfferling