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Bunter Dienstag: Das kurze Leben eines T-Shirts


Der ungebrochene Trend zur schnellen Mode

Obwohl „Fast Fashion“ vielen ein Begriff ist und weitläufig kritisiert wird, bleibt Kleidung ein kurzlebiges Konsumgut. In Deutschland kauft Jede*r im Durchschnitt jährlich 60 Kleidungsstücke und damit mehr als zwei Mal so viele wie vor 20 Jahren noch. Laut einer 2015 von Greenpeace in Auftrag gegebenen Online-Umfrage besaßen damals die zwischen 18 und 69 Jahren alten, in Deutschland lebenden Befragten durchschnittlich 95 Kleidungsstücke. Dabei lagen insgesamt 19% davon, also 1 Milliarde Kleidungsstücke, ungenutzt im Schrank. Obwohl die Kleidung nicht kaputt war, trennten sich Zweidrittel der Befragten von Kleidungsstücken, weil sie sie nicht mehr mochten, bzw. 40 Prozent sortierten Kleidung aus, wenn sie nicht mehr der Mode oder dem eigenen Stil entsprach. 31 Prozent taten es, um Platz im Kleiderschrank zu schaffen.

 

Dabei verbraucht die Produktion von Kleidung viele wertvolle Ressourcen. Die Herstellung einer einzigen Jeans benötigt bereits rund 7000 Liter Wasser und allein in Deutschland werden davon jährlich ca. 100 Millionen gekauft!


Die Leute, die die Kleider machen

Die Fabrikarbeiter*innen erhalten dabei kaum etwas von dem erwirtschafteten Endpreis. Eine genaue Prozentzahl lässt sich nicht nennen, doch laut der Clean Clothes Campaign zahlen 93% der von ihr untersuchten Textilunternehmen den Arbeiter*innen keinen Lohn, der zum Leben reicht. Dies liegt daran, dass der gezahlte Mindestlohn nicht existenzsichernd ist, sondern nur einen Bruchteil der Kosten für den von den Vereinigten Nationen definierten Lebensstandard deckt.

Während der Corona-Pandemie haben sich diese Zustände weiter verschärft. Textilunternehmen stornieren vor der Krise getätigte (und bereits fertiggestellte) Aufträge, Fabrikarbeiter*innen werden fristlos entlassen oder in unbezahlten Zwangsurlaub geschickt, Löhne werden trotz Vollbeschäftigung gekürzt und in den Fabriken wird sehr häufig ohne Schutzmaßnahmen weitergearbeitet, obwohl der Rest der Gesellschaft Ausgangssperre hat.


Von der Fabrik direkt auf die Müllhalde

 

Die Arbeitsbedingungen sind außerdem oftmals gesundheitsschädigend. Viele Chemikalien, die verwendet werden, um aus Rohmaterial bunt bedruckte Kleidung zu fertigen, sind krebserregend, hormonell wirksam oder anderweitig giftig. Sie schaden den Arbeiter*innen sowie der Umwelt, denn sie gelangen bei der Produktion auch in Ab- und Grundwasser und werden beim Verbrennen der Kleidung freigesetzt.

Kleidung wird nur zu einem Bruchteil recycelt oder weitergegeben, denn selbst die Kleidung im Altkleidercontainer – insgesamt mehr als eine Million Tonnen im Jahr – wird stellenweise verbrannt. Besonders dramatisch ist, dass dieses Schicksal nicht nur aussortierte Kleidung aus privaten Kleiderschränken ereilt, sondern auch die Überproduktion diverser Fast Fashion-Unternehmen vernichtet wird, obwohl sie neuwertig ist. Für diese Praktik sind nicht nur günstige Warenanbieter bekannt, sondern auch Luxuslable.

Wie in vielen anderen auf schnellen Konsum ausgelegten Industriezweigen ist also auch in Bezug auf „Fast Fashion“ eine Veränderung der Kaufgewohnheiten dringend nötig, um Menschen,  die Umwelt und das Klima zu schützen.



Tipps zum Umgang mit Kleidung für die Kita und zu Hause:

Kleidertauschstange in der Kita

  • Geht (nicht nur als pädagogische Fachkräfte, sondern allgemein) mit gutem Beispiel voran. „Slow Fashion“ und ein eigener Stil statt wechselnder Modetrends sind als Vorbildfunktion tagtäglich für Kinder und andere Mitmenschen erlebbar.
  • Sortiert Kleidung, die ihr nicht mehr tragen mögt, aus und gebt diese weiter an Freund*innen, soziale Einrichtungen oder auch den Hamburger Gabenzaun.
  • „Die Reise eine T-Shirts“: die Materialkiste der S.O.F. ist auf Gut Karlshöhe ausleihbar und zeigt spielerisch und altersgemäß, was es alles braucht, um die Baumwolle vom Baum in Form, Farbe und Schnitt in unseren Schrank zu bringen. Thematisch verwandt, wenngleich eher für das Grundschulalter ist eine Broschüre des BMZ.
  • Macht eine Gesprächsrunde zum Thema Kleidung: was gefällt uns und warum? Was ist bequem? Wie lange passen unsere Sachen? Woher kommen diese Sachen? Aus was besteht unsere Kleidung? Wie und wie oft werden die Sachen gewaschen und getrocknet? Was passiert damit, wenn wir sie aussortieren? Können wir auch mit weniger Sachen auskommen?
  • Sensibilisiert die Kinder für das Thema und macht sie darauf aufmerksam, dass die Funktion der Kleidung wichtiger ist als die Optik.
  • Probiert das Upcycling von Kleidern – so können mit wenigen Utensilien „neue“ Kleidungsstücke entstehen, die wieder gerne getragen werden. Wenn ihr mit Textilfarben arbeitet, achtet unbedingt auf die Unbedenklichkeit der Inhaltsstoffe.
  • Richtet eine Tauschecke ein, in der Eltern gut erhaltene Kleidung weitergeben und tauschen können oder haltet regelmäßig Flohmarkte ab. So werden auch Eltern, die das Thema nicht aktiv verfolgen, darauf gestoßen.
  • Informiert euch und Eltern über das Thema. Auch der Aspekt von Mikroplastik, das aus Synthetik-Kleidung ins Wasser gerät, ist dabei übrigens wichtig – ein Problem, das bei Kleidung aus Naturfasern entfällt.

Wer sich tiefergehend informieren möchte, kann sich zum Beispiel auch in unsere bislang genutzten Quellen vertiefen:


© Titelbild. Jugendliche malen Transparent: We are the Change: FooTToo/Shutterstock.com

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