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Mit dem Apfel durchs Jahr

 Der Apfel als dauerhafter Bildungsanlass in der Kita

Was haben Filippa, Juwel aus Kirchwerder, Roter Mond, Wendländisches Seidenhemdchen und Uelzener Rambour gemeinsam? All das sind Namen verschiedener Apfelsorten. Alleine in Deutschland sind um die 2.000 Apfelsorten bekannt, weltweit sogar über 20.000 (1).

 

Und so unterschiedlich die Namen der Apfelsorten sind, so unterschiedliche Ansätze bietet der Apfel, um Nachhaltigkeitsthemen im Kita-Alltag zu entdecken und sich gemeinsam mit Ernährung, Konsum, Natur, Biodiversität oder auch Landwirtschaft auseinanderzusetzen, zu forschen und alle Sinne anzusprechen.

 

Gartenäpfel am Baum


Im Folgenden wird beispielhaft dargestellt, wie der Apfel als dauerhafter Bildungsanlass über das Jahr hinweg immer wieder aufgegriffen werden kann, um damit Bildung für eine nachhaltige Entwicklung im Kita-Alltag zu verankern. Das Ziel ist, Wirkungszusammenhänge erlebbar zu machen und dabei die Kinder aktiv und altersangemessen in die Auseinandersetzung mit den oben genannten Themen einzubeziehen. Gleichzeitig sollen die Inhalte helfen, Entscheidungen zu treffen und umsetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen. Dazu gibt es Hintergrundinfos, Themenvorschläge, Ausflugs- und Aktionstipps.

Hintergrundinformationen

Wenn wir allgemein an den Apfel als Kernobst denken, denken wir an den Kulturapfel (Malus domestica). Der Ursprung unseres heutigen Kulturapfels liegt bei tropischen Pflanzen, die vor 65-70 Millionen Jahren in Südostasien wuchsen. Über viele Jahre hat sich der Apfel ausgebreitet und kommt heute in allen gemäßigten Klimazonen vor. Somit hat er sich auch gut in Deutschland angepasst. Wichtige Anbauzonen sind hier im Süden am Bodensee, in Sachsen und im Rheinland und im Norden an der Elbe, ganz in der Nähe Hamburgs, das Alte Land. Der Apfel ist sehr beliebt und steckt dabei voller gesunder Inhaltsstoffe: 12 % Kohlenhydrate, wenig Fett und Eiweiß, viele lebenswichtige Vitamine, Ballast- sowie Mineralstoffe, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe (2).

Als Startpunkt für die Auseinandersetzung mit dem Thema Apfel eignet sich der Morgenkreis. Hier kann beispielsweise ein ganzer Apfel oder auch ein aufgeschnittener Apfel herumgegeben werden und die Kinder können ihre Gedanken und Fragen dazu äußern: Wie sieht der Apfel aus? Wo kommt der Apfel her? Wo begegnet uns der Apfel? Hat jemand einen Apfelbaum zuhause? Woraus besteht der Apfel? Ist der Apfel gesund?

Wichtig ist, dass nicht alle Fragen sofort beantwortet werden müssen. Es geht vielmehr darum, mit den Kindern gemeinsam auf Entdeckungsreise zu gehen. 


Frühling

 Themenvorschläge

  • Wie sieht der Apfelbaum im Frühling aus?
  • Wer nutzt den Apfelbaum im Frühling?
  • Wie wird aus der Blüte ein Apfel?
  • Welche Rolle spielen Insekten?
  • Was macht die Biene in der Apfelbäume?
  • Was passiert, wenn Blüten nicht bestäubt werden?

Ausflugs- und Aktionstipps

Das bunte Treiben im Frühling kann mit den Kindern beobachtet werden, im Kita-Garten oder auf einer Streuobstwiese. Am Beispiel der Bestäubung der Apfelblüte können Wirkungszusammenhänge ab-geleitet werden. Weitere Aktionen zum Thema Apfel im Kontext zu Biodiversität und Insekten können künstlerische Umsetzungen sein oder auch praktische, wie der Bau eines Insektenhotels oder Nisthilfen für Wildbienen. (3, 4, 5)

Eine Biene bestäubt eine Apfelblüte


Sommer

 Themenvorschläge

  • Wie sieht der Apfelbaum im Sommer aus?
  • Wer nutzt den Apfelbaum im Sommer?
  • Welche Apfelsorten ist du am liebsten?
  • Gibt es Apfelsorten, die bereits im Sommer geerntet werden?
  • Warum sind Äpfel zu unterschiedlichen Zeiten reif?
  • Was bedeutet biologische Vielfalt
  • Warum ist Vielfalt wichtig und schützenswert?
  • Was ist die Rote Liste bedrohter Tier- und Pflanzenarten?

Ausflugs- und Aktionstipps

Um das Bewusstsein für die Artenvielfalt zu schaffen, kann ein Forschungs-tagebuch geführt werden. Hier können die Kinder dokumentieren, welche Arten (verschiedene Bäume oder Apfelsorten oder Insekten) sie gesehen haben und mithilfe von Bildern und Stichpunkten Besonderheiten festhalten. Außerdem kann ein Sortenmemory gebastelt werden.

Um lokale Artenvielfalt zu erleben, reicht teils ein genauerer Blick in die nähere Kita-Umgebung. Mit älteren Kindern kann dann auch ein Blick in andere Länder erfolgen im Hinblick auf die Frage welche Ökosysteme es weltweit gibt oder wie sich Arten unterschiedlich angepasst haben.

 Was bedeutet biologische Vielfalt?

Der Begriff biologische Vielfalt, oder auch Biodiversität, fasst die Vielfalt von Arten, die genetische Vielfalt und Vielfalt von Lebensgemeinschaften zusammen. Eine Art ist eine Gruppe, die sich durch verschiedene Merkmale von anderen Arten abgrenzt und die sich untereinander fortpflanzen kann, wie zum Beispiel die Amsel, die Waldameise oder der Kulturapfel. Genetische Vielfalt umschreibt die große Anzahl an unter-schiedlichen Genen oder Erbanlagen, die beim Apfel z. B.  dafür verantwortlich sind, wie er aussieht, wie er schmeckt, wann er blüht und reif ist. Die Vielfalt an Lebensgemeinschaften bedeutet, dass es eine Vielzahl an Lebensräumen, auch Ökosysteme genannt, gibt, in denen sich Arten unterschiedlich angepasst haben. So leben auf der Streuobstwiese andere Arten als im Fluss oder im Regenwald. (6)

Herbst

 Themenvorschläge

  • Wie sieht der Apfelbaum im Herbst aus?
  • Wer nutzt den Apfelbaum im Herbst?
  • Wie erkennt man, dass der Apfel am Baum reif ist?
  • Wie läuft die Apfelernte ab?
  • Was passiert mit den geernteten Äpfeln?
  • Wie werden Äpfel gelagert?
  • Welche Rezepte mit Apfel kennst du?
  • Was ist der Unterschied von einem konventionellen Apfel und einem Bio-Apfel von einer Streuobstwiese?
  • Woher kommt der Apfel vom Wochenmarkt/Supermarkt?

Ausflugs- und Aktionstipps

Im Herbst haben Äpfel Saison. Hier bietet es sich an frisch geerntete, regionale Äpfel ganz pur zu schmecken, zu riechen und die Bestandteile unter die Lupe zu nehmen. Eine Idee ist, auch verschiedene Sorten zu verkosten und dabei Gemeinsamkeiten beziehungsweise Unterschiede herauszustellen. Davon ausgehend kann dann bei einem Ausflug auf dem Wochenmarkt unterschiedliches saisonales und regionales Gemüse und Obst entdeckt werden. Eventuell ist es auch möglich dort mit Obstlandwirt*innen ins Gespräch zu kommen, sodass die Kinder ihre Fragen stellen können. Bei der Beschäftigung mit regionalen und saisonalen Produkten bietet sich an gemeinsam auf einen Saisonkalender zu schauen oder sogar auch selbst einen zu basteln.

Wer nun selbst einen Apfelbaum pflanzen möchte, sollte dies am Ende des Herbsts tun. Tipps für die Auswahl der Sorte und den Anbau bietet der BUND (7) sowie der Nabu (8).

 

Mit nur wenigen Zutaten (Äpfel, Wasser, Zucker) und etwas Geduld kann Apfelessig selbst hergestellt werden.


Winter

 Themenvorschläge

  • Wie sieht der Apfelbaum im Winter aus?
  • Wer nutzt den Apfelbaum im Winter?
  • Wie wird der Apfelbaum im Winter/Frühjahr gepflegt?
  • Welche Rolle spielt dabei der Mensch?
  • Welche Rolle hat der Mensch allgemein in der Natur?
  • Was ist Natur/natürlich?

Ausflugs- und Aktionstipps

Was ein Apfelbaum braucht, um zu wachsen und welche Rolle der Mensch dabei spielt, kann beim Versuch beobachtet werden, aus einem Apfelkern einen Baum zu ziehen (9).

Im Winter eignet sich sonst auch das Thema Haltbarmachung. Bei der Entscheidung, ob zum Beispiel Apfelringe im Ofen oder an der Luft getrocknet werden, kann daneben das Thema Energie/Strom aufgegriffen werden. Außerdem besteht vielleicht die Möglichkeit Oma oder Opa oder Bekannte zu fragen, wie früher war Äpfel und andere Lebensmittel haltbar gemacht oder gelagert wurden. Gibt es vielleicht jemanden, der einen Erdkeller hat(te)?

Eine Idee Äpfel haltbar zu machen ist die Zubereitung von Apfelmus.



 

Quellen:

 

(1) https://www.bund-sh.de/streuobstwiesen/sortenvielfalt-auf-streuobstwiesen/

(2) Hanke, MV., Flachowsky, H. (2017). Apfel (Malus domestica). In: Obstzüchtung und wissenschaftliche Grundlagen. Springer Spektrum, Berlin, Heidelberg

(3) https://www.klimafuchs-kita.de/2021/07/21/summ-summ-summ-was-macht-die-biene-und-warum-ein-k%C3%BCnstlerisches-bne-projekt/

(4) https://www.bund-hamburg.de/themen/naturschutz/bienen/nisthilfen/

(5) https://www.nabu.de/imperia/md/content/nabude/landwirtschaft/nabu-infopapier-bestaeuberleistung.pdf

(6) https://www.bfn.de/thema/biologische-vielfalt 

(7) https://www.bund-sh.de/streuobstwiesen/apfelsorten-fuer-den-eigenen-anbau-auswaehlen/

(8) https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/streuobst/pflege/baumpflege.html

(9) https://www.swr.de/swr1/rp/programm/apfelbaum-aus-einem-kern-ziehen-100.html